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FCSI Freitags-Talk: Fraunhofer-Studie über die Hospitality in Deutschland 2024/2025

Impulse aus dem FCSI Freitags-Talk – Märkte verstehen, Zukunft gestalten

Beim jüngsten FCSI Freitags-Talk am 19. September 2025 präsentierte Frank Wagner anhand einer jüngst veröffentlichten Fraunhofer-Untersuchung, wie breit und dynamisch sich die Hospitality-Branche in Deutschland entwickelt. Der Austausch mit den Teilnehmern der Runde machte deutlich: Wer in Gastronomie oder Hotellerie erfolgreich sein will, sollte die Branche nicht nur als Gäste- und Erlebniswelt sehen, sondern auch als starken Wirtschaftssektor mit unterschiedlichen Märkten – von Endkunden über Tourismusströme bis hin zum professionellen Beschaffungsumfeld (B2B).

Hospitality als Wirtschaftsfaktor

Aktuelle Zahlen verdeutlichen die Dimension: Die deutsche Hospitality-Branche erwirtschaftet laut Fraunhofer-Studie im Jahr 2025 355 bis 484 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, was rund elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Mehr als 4,1 Millionen Beschäftigte arbeiten in Hotels, Gastronomie, Catering, Tourismus und Freizeitangeboten. Damit ist der Sektor nicht nur gesellschaftlich wichtig, sondern wirtschaftlich einer der stärksten in Deutschland – stärker als der Maschinenbau und die Chemiebranche.

Tourismus als Wachstumsmotor

Eine zentrale Botschaft des Talks war die anhaltend starke Entwicklung des Tourismus. 2024 wurden 496 Millionen Übernachtungen gezählt, die Zahlen liegen damit klar über dem Vorjahr. Alternative Unterkünfte wie Ferienwohnungen und Campingplätze haben sich besonders schnell erholt und wachsen über das Niveau von 2019 hinaus. Städte wie Berlin, München und Hamburg bleiben ganzjährig gefragt – dank Kultur, Events und Business-Reisen. Auch Küstenregionen an Nord- und Ostsee sowie die Alpen profitieren von nachhaltigen Natur- und Outdoor-Trends. Für Gastronomen und Hoteliers bedeutet das: Es gibt stabile und wachsende Gästezahlen, aber die Bedürfnisse sind differenzierter geworden – von naturnah und nachhaltig über digital-affin bis hin zu komfort- und genussorientiert.

Gastronomie zwischen Nachfrage und Kostendruck

Trotz des touristischen Rückenwinds steht die Gastronomie unter Druck. Laut den im Talk präsentierten Zahlen gingen die inflationsbereinigten Umsätze 2024 um 3,8 Prozent zurück. Hauptursachen sind stark gestiegene Energie- und Personalkosten sowie teurere Rohstoffe, die sich nicht in vollem Umfang auf die Preise übertragen lassen. Hotels haben dank höherer Preissetzungsmacht und Zusatzangeboten weniger Einbußen, doch auch sie spüren die Kostensteigerungen.

Frank Wagner betonte, dass Betriebe stärker unternehmerisch denken müssen: Preisanpassungen allein reichen nicht. Gefragt sind neue Konzepte, Effizienz in Abläufen und eine genaue Kenntnis der Zielgruppen.

Marktsegmente und Chancen

1. Gäste- und Erlebniswelt

Der Kern der Branche bleibt das Erlebnis für den Gast. Wer Zielgruppen versteht – von Familienurlaubern über Geschäftsreisende bis zu „Silver Agers“ – kann Angebote besser zuschneiden. Regionale Küche, saisonale Menüs und authentische Storys rund um Herkunft und Nachhaltigkeit wirken als Qualitätsmerkmal und Preisargument.

2. Tourismus und Standortmarketing

Destinationen investieren in Infrastruktur und Promotion, wovon Betriebe profitieren können. Kooperationen mit lokalen Produzenten, Kulturveranstaltern oder Freizeitangeboten machen Angebote attraktiver und erhöhen die Sichtbarkeit.

3. Professioneller Beschaffungsmarkt (B2B)

Die Branche löst jedes Jahr 15 bis 20 Milliarden Euro Investitionen in Bau, Küchentechnik, Innenausstattung und Planung aus. Wer modernisiert, sollte die Entwicklungen im Blick behalten: energieeffiziente Geräte, modulare Küchenkonzepte, smarte Steuerung, digitale Gästereise. Hersteller wie Rational, Meiko, Hobart oder MKN setzen internationale Standards. Betriebe, die in Qualität und Zukunftsfähigkeit investieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile und reduzieren laufende Kosten.

4. Nachhaltigkeit und Verantwortung

Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr, sondern Wirtschaftsfaktor. Kurze Lieferketten, CO₂-Reduktion, Abfallmanagement und Energieeffizienz spielen bei Gästen eine Rolle und sind zunehmend auch Förderkriterium. Viele öffentliche Programme unterstützen Investitionen in grüne Technik und klimaschonende Betriebsführung.

5. Digitalisierung und Prozessintelligenz

Digitale Tools reichen längst über Online-Reservierungen hinaus. Warenwirtschaftssysteme, intelligente Prognosen für Einkauf und Personalplanung, KI-gestützte Gästedatenanalyse oder smarte Gebäudeautomation schaffen Effizienz und Kostentransparenz. Sie helfen, Engpässe bei Fachkräften zu kompensieren und steigern gleichzeitig die Servicequalität.

Planen statt improvisieren

Eine Kernerkenntnis des FCSI Freitags-Talks: Strategische Planung zahlt sich aus. FCSI-Consultants und andere spezialisierte Planerinnen und Planer begleiten Betriebe heute nicht nur technisch, sondern zunehmend auch strategisch. Sie kombinieren Architektur, Technik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu zukunftsfähigen Gesamtkonzepten. So lassen sich Investitionsrisiken senken und langfristige Einsparungen erzielen.

Perspektive und Ausblick

Trotz aller Kostenherausforderungen bleibt der Ausblick positiv. Die Nachfrage nach Reisen, Freizeit und Genuss ist stabil, der Arbeitsmarkt gewinnt wieder an Auszubildenden und die Branche zieht als Arbeitgeber junge Menschen an. Der Trend zu bewussterem Reisen und Essen schafft neue Chancen für Betriebe, die nachhaltige, individuelle und digital gestützte Angebote entwickeln.

Die zentrale Botschaft aus dem FCSI: Die deutsche Hospitality ist ein Wachstumstreiber, aber sie erfordert mehr unternehmerisches Denken. Wer Märkte und Zielgruppen kennt, klug investiert und sich beraten lässt, kann nicht nur überleben, sondern erfolgreich wachsen.

Was nehmen wir mit aus dem Talk?

Die Branche ist weit mehr als ein klassischer Servicebereich. Sie ist ein Innovations- und Investitionsfeld, ein Tourismusmotor und ein riesiger Beschaffungsmarkt zugleich. Für Gastronominnen und Gastronomen bedeutet das: Wer Trends versteht, Kosten steuert, digitale Werkzeuge nutzt und nachhaltige Konzepte einbindet, verschafft sich Spielraum und Sicherheit. Der FCSI Freitags-Talk hat gezeigt, dass es sich lohnt, die eigene Rolle breiter zu denken – als Gastgeber, Arbeitgeber, Investor und Teil eines zentralen Wirtschaftssegments.

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